Primaristic ist die Bezeichnung für den gesamten „Neurophysiologischen Ordnungskomplex“. Sie enthält das gesamte Fachwissen über die neurophysiologische Ordnung in der Auswirkung auf den gesamten Bewegungsapparat und Körperhaltungen des Menschen.

Primaristic umfasst alle notwendigen therapeutischen grobmotorischen, feinmotorischen, sensomotorischen, perzeptiven, oral-vocal-stereognostischen (logopädischen) und funktionell-motorischen (ergotherapeutischen) Maßnahmen. Primaristic kann begleitend zu Ihrer ärztlichen Behandlung und Betreuung in den verschiedenen Lebensaltern angewandt werden. Siehe: „Zielgruppen“.
Bewegungseinschränkungen sind oftmals bedingt durch eine Tonuserhöhung der gelenknahen Körpergewebe. Diese Tonuserhöhung wird verursacht durch die Aktivität noch vorhandener (frühkindlicher) Primärreflexe. Sind die Bewegungseinschränkungen nicht knöchern fixiert, können sie durch eine Tonusnormalisierung aufgehoben werden. Die Gelenke erfahren durch die Normalisierung des Spannungszustandes der Muskulatur, der Faszien und des Bindegewebes Entlastung. Ganz besonders bedeutsam ist dies für Patienten mit Gelenkfehlstellungen, Haltungsfehlern und den daraus resultierenden Schmerzzuständen.

Die Primaristic sieht die Ursache der meisten orthopädischen Krankheitsbilder, neben den motorischen, emotionalen und intellektuellen Störungen im Säuglings-, Kindergarten-, Schul-, Jugend- und Erwachsenenalter, in dem Fortwirken der intrauterinen Primärreflexe.
Während der Schwangerschaft sind die intrauterinen Primärreflexe, wie Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex (ATNR), Symmetrisch Tonischer Nackenreflex (STNR), Tonischer Labyrinthreflex (TLR) und andere, notwendig. Nach der Geburt sollten sie in den ersten drei Lebensmonaten zur Ruhe kommen.
Wenn sie bestehen bleiben, hemmen und stören sie die Entwicklung der Willkürmotorik durch zunehmende Tonuserhöhung aller Gewebe. Nur ohne Primärreflexe kann die Reifung der Körperhaltung und der Bewegungen in normalen Entwicklungsschritten ab dem Säuglingsalter bis ins Erwachsenenalter erfolgen.

Die Entlastung der Gelenke und die Korrektur der Haltungsfehler kann durch die Normalisierung des Spannungszustandes der Gewebe erfolgen. Die Wirkung noch vorhandener frühkindlicher Reflexe als Ursache der Beschwerden wird unterbrochen.
Dazu lernen die Patienten in meiner Praxis, sich in Körperhaltungen zu legen, die frei von Primärreflexen sind. Sie werden angeleitet und begleitet, um die Primaristic zu Hause anwenden zu können. Dadurch normalisiert sich der Spannungszustand der Gewebe und der Körper erfährt Entlastung. Auch haben mir Patienten berichtet, dass nach einer gewissen Anwendungszeit der Primaristic eine Reduzierung der Schmerzmedikamentation möglich war.
Die Ursache der Skoliose, die oftmals durch das Längenwachstum im Jugendalter besonders offensichtlich wird, ist der asymmetrisch tonische Nackenreflex (ATNR). Die einseitige Tonuserhöhung durch den ATNR zieht den Rücken allmählich in diese Fehlstellung.
ATNR: Die Kopfdrehung nach links bewirkt eine Tonuserhöhung im Besonderen der Extensoren der linken Körperseite. Gleichzeitig kommt es zu einer Tonuserhöhung der Flexoren auf der rechten Körperseite, die einhergeht mit einer Seitneige der Wirbelsäule nach rechts und zu einer linkskonvexen Skoliose führt. Dazu kommt die Torsion der Wirbelkörper mit dem Rippenbuckel auf der linken und dem Rippental auf der rechten Körperseite.
Durch die fortbestehende Aktivität der Primärreflexe seit der Geburt erhöht sich der Tonus in allen Geweben, der dauerhafte Druck auf die Gelenke steigt und schränkt stetig zunehmend und oftmals schleichend die Gelenkbeweglichkeit ein und die Arthrose entwickelt sich. Besonders betroffen davon sind die Hüftgelenke. Durch den erhöhten Spannungszustand kommt es zunächst zu Verspannungen und im Weiteren zur Verkürzung der Sehnen. Die ständige Reizung der Knochenhaut am Sehnenansatz führt zu Verkalkungen besonders im Schultergelenksbereich. Durch Haltungsfehler wie Kyphose und Skoliose kommt es in Folge oftmals zu Bandscheibenvorfällen.
Als Auslöser für den Bandscheibenvorfall benennen die Patienten oft eine kurzfristige Überbelastung des Rückens. Dem aber vorausgegangen ist eine oft über Jahrzehnte dauernde Tonuserhöhung besonders des wirbelsäulennahen Muskelgewebes. Wie der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, löst oft eine ungünstige Bewegung oder Belastung der Wirbelsäule den Bandscheibenprolaps aus.
Die notwendige und erforderliche Tonusregulierung der Gewebe ist durch die Primaristic mit der Unterbrechung noch aktiver Primärreflexe möglich. Der Tonus senkt sich, die Bandscheibe erfährt Entlastung und hat die Möglichkeit, wieder in ihre ursprüngliche Position zu gleiten.